INNOVATIONSVORHABEN "PLÄTZE" (IV 1) Künstlerisches Denken und Handeln in Bildungsprozessen – intrinsische Lernmotivation durch Experimentieren, gestalterisch-kreatives Tun und Erleben von Selbstwirksamkeit
Ort: 1100 Wien, Franz-Koci-Straße / Ecke Alma-Rosé-Gasse, Wiesenfläche neben dem Bus-Labor
Nachdem das Bus-Labor Ende April am Standort Franz-Koci-Straße / Ecke Alma-Rosé-Gasse stationiert, vom BiB-Lab-Team aktiviert und in den Monaten Juli und August in Kooperation mit der Lehrveranstaltung „Soziales Lernen in kreativen Prozessen“ mit täglichen Öffnungszeiten und einem Ferienprogramm für Kinder und Jugendliche betrieben und etabliert worden war, fand dieses Innovationsvorhaben als Abschluss der „Bus-Labor-Saison“ statt: Über den Zeitraum von zwei Arbeitswochen wurde an jedem Werktag zu den gewohnten Öffnungszeiten des Bus-Labors von 15:00 bis 18:00 Uhr eine ad-hoc-Rauminstallation zum Thema „PLATZ“ auf der Wiesenfläche neben dem Bus-Labor realisiert und wieder demontiert.
Den konzeptuellen Ausgangspunkt für die Lokalisierung dieser „Platzgestaltungen“ bildete ein Lageplan, den die BiB-Lab-Leitung im Zuge der Stationierung des Bus-Labors von Wiener Wohnen erhalten hatte und in dem eine klar definierte Fläche ausgewiesen war, die für die BiB-Lab-Projektaktivitäten genutzt werden durfte. Dieser Platz war im vorderen Teil zum Kreuzungseck hin mit Platten befestigt und mit einem hohen Dreiecks-Ankünderpfeiler der Internationale Bauausstellung IBA_Wien besetzt und würde für die Dauer des Innovationsvorhabens zur zentralen Aktionsfläche.
Lagerplatz
Konzept
Das Innovationsvorhaben IV 1 „Künstlerisches Denken und Handeln in Bildungsprozessen“ ermöglichte einen offenen, niederschwelligen und kreativen Zugang zu räumlichen und stadträumlichen Themenstellungen.
Über das Angebot der spontanen und direkten Beteiligung konnte das künstlerische und experimentelle Arbeiten im Zuge der aktiven Mitwirkung erprobt werden. Über das gemeinsame (raum)gestalterische Tun wurden informelle Lernprozesse in Gang gesetzt, die zur Kompetenzerweiterung und Persönlichkeitsentwicklung beitragen können. Denn der „Platz“ als städtebaulicher und sozialer Hotspot ist interaktiv und somit automatisch auch Lernraum im Sinne eines informellen Bildungsraums. Die Vielzahl an Funktionen und Bedeutungszuschreibungen, die Plätzen im eigentlichen und übertragenem Sinn zukommen kann, bot neben dem mit- und voneinander Lernen im Zuge der konkreten handwerklich-kreativen Tätigkeit, ein großes Spektrum an gesellschaftlich relevanten Lernfeldern.
Oberster gestalterischer Ansatz für diese spontanen, interimistischen PLATZ-Projekte war, ressourcenschonend zu arbeiten: Vorhandene Materialien sollten ohne Zuschnitt und starre, materialverletzende Verbindungen (wie Schrauben) zu Volumen und Raum wachsen. Als Verbindungsmittel wurden bereits vorhandene Schnüre und Gewebe-Klebeband in der Projektfarbe Orange verwendet.
Die Idee zur jeweiligen statischen Umsetzung wurde im Bedarfsfall nach dem Versuch/Irrtum-Prinzip entsprechend adaptiert, bis die betroffene Konstruktion sicher stand. Ebenso prozesshaft wurden formal-gestalterische Kriterien ausgelotet und im Bedarfsfall abgeändert, um möglichst ausdrucksstarke und situationsbezogene, räumliche Settings zu erhalten.
Zur stärkeren Identifikation der jungen Mitarbeiter*innen mit dem Projekt wurden, abseits des täglichen platzrelevanten Überthemas, besonders kinderkompatible Anknüpfungspunkte geboten.
Marktplatz
Wäscheplatz
Zielgruppen
An der Umsetzung konnten sich interessierte Passant*innen aller Altersgruppen beteiligen, mehrheitlich haben Kinder (die das Bus-Labor auch schon während des Ferienprogramms besucht haben) mitgearbeitet.
Innovationspotenziale
Das besondere Innovationspotenzial dieses Projekts wird darin erkannt, dass Anwohner*innen der Siedlung jeden Alters durch das sich täglich neu konstituierende Vor-Ort-Geschehen in „ihrem Grätzl“ sehr niederschwellig und ganz nebenbei mit Neuem und für sie Ungewohntem konfrontiert wurden und sich dadurch Lernanlässe, auch „im Vorbeigehen“, ergeben haben. Denn wie die bildungspolitische Debatte deutlich hervorhebt, reicht Bildung weit über die Institution Schule hinaus, und Innovationen können entstehen, wenn der öffentliche Raum als Wissens- und Bildungsraum des Alltags interpretiert und genutzt wird. (Vgl. Binder et al. 2018: 9). Wichtig war in diesem Zusammenhang die Offenheit für alle Interessierte, ohne Alterslimits oder zeitliche Bindungen hinsichtlich der Beteiligung.
Da es in der PAHO kaum Kunst-, Kultur- oder weiterführende außerschulische Bildungsangebote gibt, eröffnen künstlerisch-kreative Aktivitäts- und Vermittlungsangebote einen bislang fehlenden Möglichkeitsraum, um für bildungsrelevante räumliche Fragestellungen und Problematiken zu sensibilisieren, Interesse für das eigene Umfeld zu wecken, sprach- und handlungsfähig zu machen und damit auf Beteiligungsprozesse vorzubereiten, die konstruktive Teilhabe und Eigenwirksamkeit ermöglichen.
Bildungsinnovation wird auch durch das Erkennen der Relevanz von künstlerischen und kreativen Prozessen als Lernkonzepte ermöglicht. Denn wie durch die (künstlerische) Forschung zunehmend aufgezeigt wird, können wichtige Kompetenzen, Fähigkeiten und Fertigkeiten, die im späteren (Berufs-)Leben gefragt sind, in kreativen und künstlerischen Prozessen, wie sie in der räumlichen Planung, im Architektur- und Kunstschaffen stattfinden, erworben werden. (Vgl. Brater et al. 1999, Bamford 2010, Rittelmeyer 2017).
Rastplatz
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